Im digitalen Zeitalter sind innovative IT-Lösungen für die öffentliche Verwaltung nicht nur wünschenswert, sondern unerlässlich, um den Bürgerinnen und Bürgern effiziente und bürgerfreundliche Dienstleistungen anbieten zu können. Gudrun Aschenbrenner, Vorstandsmitglied der Anstalt für Kommunale Datenverarbeitung in Bayern (AKDB), steht im Zentrum dieses Wandels. Im Interview gibt sie tiefe Einblicke in die Komplexität und Dynamik der IT-Infrastruktur hinter den Kulissen der Kommunalverwaltung und beleuchtet, wie sich die AKDB durch Innovation und Kundennähe von anderen Anbietern abhebt.
Welche Unterschiede bestehen zwischen der AKDB und anderen kommunalen IT-Dienstleistern bei der Entwicklung kommunaler Fachverfahren?
Andere IT-Dienstleister haben ihren Fokus meistens auf dem IT-Betrieb von Fachanwendungen. Die eigentlichen Fachanwendungen können dabei von der AKDB sein, müssen es aber nicht. Im Gegensatz dazu tritt die AKDB als sogenannter Full-Service-Provider auf: Wir bieten von der Entstehung einer Idee über die Projektierung bis hin zur Entwicklung von Fachanwendungen und Individualprojekten auch den Betrieb im Rechenzentrum und natürlich den entsprechenden Kundenservice für alle diese Anwendungen an. Diese umfassende Betreuung finden Sie bei anderen Anbietern nicht.
Wie hat das OZG die AKDB gestärkt und wie haben Sie neue Kunden, insbesondere Bürgerinnen und Bürger, gewonnen?
Das OZG hat der Digitalisierung einen deutlichen Schub gegeben. Durch die öffentlichen Debatten hat das Thema viel Aufmerksamkeit bekommen. Die Bürgerinnen und Bürger sehen, dass vieles auch einfacher geht. Für manche Dinge müssen wir, also vor allem die Verwaltungen, noch mehr Werbung machen, was alles schon funktioniert - zum Beispiel die Kfz-Zulassung im Internet, mit der man sofort losfahren kann: Dafür muss man nicht mehr zu einer Behörde! Oder der Führerscheinumtausch - auch das funktioniert schon komplett digital. Der Verkehrsbereich ist ein guter Gradmesser für das Thema digital-only, weil die Bürgerinnen und Bürger sehen, wie die Digitalisierung der Verwaltung aussehen kann. Wir haben in den letzten drei Jahren viel geschaffen.
Haben Sie ein Fazit zu dem Prinzip "Einer-für-Alle" (EfA) in Bezug auf Online-Dienste in Deutschland?
Wir haben festgestellt, dass die Bereitstellung einheitlicher, funktionaler und leicht anschlussfähiger Lösungen bei unseren Kunden bundesweit auf hohe Akzeptanz stößt. Insofern sind wir stolz darauf, dass wir mit unserem Framework FRED unsere Online-Dienste schnell und unkompliziert für die Verwaltungen ausrollen können. Dabei vermeiden wir bewusst komplizierte Verfahren sowohl für die Verwaltungen als auch für die Bürgerinnen und Bürger. Das positive Feedback von beiden Seiten bestärkt uns in unserem Vorgehen und zeigt, dass unsere Mitarbeitenden die Bedürfnisse analysiert und toll umgesetzt haben.
Welche technischen Standards und Schnittstellen gibt es in Deutschland in der Verwaltung?
Um es kurz zu machen: Zu viele Einzelstandards und zu wenige Universalstandards. Es gibt beispielsweise die XÖV Standards. Diese liefern jedoch nur den Standard für ein einzelnes Fachverfahren. Als AKDB setzen wir uns daher verstärkt dafür ein, universelle Standards und Schnittstellen zu definieren, wobei wir fachliche und technische Standards dabei künftig trennen müssen.
Welche Auswirkungen haben Online-Dienste auf kommunale Fachverfahren?
Naja, wir denken Prozesse und Abläufe schon neu. Oft wird gar nicht mehr unterschieden zwischen der Innensicht der Verwaltung und der Sicht des Bürgers. Beide nutzen dasselbe Front- und Backend. Natürlich braucht man auch professionelle Tools: Daten müssen reibungslos übergeben werden können. Diese Übersetzungsaufgabe übernimmt heute zum Beispiel unsere Datendrehscheibe OK.KOMM.
Wie kann die Einheitlichkeit in Bezug auf die Nutzbarkeit von Online-Diensten gewährleistet werden?
Wenn Verfahren und Online-Dienste nutzerorientiert und intuitiv aufgebaut sind, benötigt es aus unserer Sicht keine Einheitlichkeit. Meine Sparkassen-App ist zum Beispiel ganz anders aufgebaut als der DB Navigator. Da aber beide intuitiv aufgebaut sind, finde ich mich in beiden sofort zurecht.
Wie werden die Entwicklungsprozesse, Denkweisen und IT-Architekturen an die Anforderungen der Bürger angepasst?
Bürgerinnen und Bürger erwarten die oben angesprochene einfache Handhabung. Die Beantragung eines Führerscheins darf nicht komplizierter sein als eine Überweisung. In der AKDB ist deshalb unser UX/UI-Team in alle Prozesse eingebunden, um eine möglichst einfache Handhabung der Online-Dienste zu gewährleisten. Sie erstellen zum Beispiel sogenannte Design Frames, die auf eine optimale Nutzung abzielen und in der Entwicklung konsequent umgesetzt werden.
Welche Bedeutung hat in diesem Zusammenhang die Cybersicherheit?
Die Anforderungen an die Sicherheit steigen stetig. Gerade kleinere Kommunen und Einrichtungen mit autonomen Installationen vor Ort haben es schwer, sich gegen Angriffe international agierender Hackergruppen zu behaupten. Wir setzen daher konsequent auf den CLOUD-Betrieb und immer mehr unserer Kunden nutzen unsere Angebote aus der Cloud. Das spart Ressourcen und sorgt für mehr Sicherheit.